Projekt „NATO-Kriegsopfer klagen auf Schadenersatz“
Sehr
geehrte Damen und Herren,
liebe
Freunde und Unterstützer,
zum
Ende des Besuches einer Varvariner Klägerdelegation in Deutschland, anlässlich
der Urteilsverkündung LG Bonn im Dezember, hatten wir mit den Varvarinern
vereinbart, dass sowohl Anwaltsteam als auch Projektrat (PR) zum 5. Jahrestag
des NATO-Verbrechens – also zum 30. Mai – in Varvarin erscheinen werden, um
a)
Tätigkeitsberichte
seitens Anwälte und PR den Klägern zu geben,
b)
das
weitere Vorgehen in der Klagesache mit ihnen zu erörtern und
c)
zum
Jahrestag gemeinsam am Tatort der NATO-Opfer zu gedenken.
Hiermit
berichten wir unseren Freunden über diese Reise.
Unsere
Anwälte Gül Pinar, Dr. Heinz-Jürgen Schneider und Wolfgang Schulz flogen mit
der JAT am 28. Mai nach Belgrad. Mit 2 Autos und unter Mitnahme einiger
Unterstützer fuhren die PR-Mitglieder Gordana Milanovic, Gabriele Senft und
Harald Kampffmeyer am 27. Mai in Berlin los (meine Frau Cornelia blieb zurück,
da gerade an diesem Tag ihr Vater verstarb).
Van
de Loo’s waren schon vorher in Serbien. Nach Abholung unserer Anwälte am
Belgrader Flughafen erreichten wir am späten Abend des 28. Mai Varvarin und
wurden dort von Zoran und Vesna Milenkovic am Hotel Plaza begrüßt.
So
wie mit dem PR abgestimmt, erschienen etwa 30 Freunde und Unterstützer aus Deutschland
ebenfalls in Varvarin. Einige waren schon vor uns da.
Erster
offizieller Termin war am 29. Mai um 17.00 Uhr die Berichterstattung und
Beratung an die Kläger bzw. mit ihnen durch Anwälte und PR. Ort war der
Varvariner Gemeindesaal.
Die
ausführlichen und teils komplizierten Berichte wurden seitens der Kläger mit
Anerkennung und auch Dank angenommen. Alle anwesenden Kläger bekräftigten ihren
Willen, ihre Klagesache gestützt auf ihre Anwälte und organisiert durch den PR
weiter betreiben zu wollen. Grundsätzlich abgesprochen wurde auch, dass, sobald
in Deutschland wieder wichtige Ereignisse in der Klagesache stattfinden, der PR
Vertreter der Kläger nach Deutschland einladen wird, um ihnen direkte
Möglichkeit zu geben, ihre Sache selbst zu vertreten.
Erneut
wurde uns Angereisten das den Varvarinern durch die NATO-Verbrecher zugefügte
tiefe Leid angesichts der Emotionen der Opfer und Hinterbliebenen in der
Diskussion offenbar.
Da
dieses Treffen offen war, nahmen sowohl einige unserer angereisten Unterstützer
wie auch etliche Vertreter einheimischer Medien daran teil.
Am
30. Mai nahmen unsere Anwälte, der PR und die angereisten deutschen
Unterstützer ab 12.00 Uhr an der offiziellen Gedenkveranstaltung am Mahnmal am
stadtseitigen Ende der neuerbauten Varvariner Brücke teil. Hier hatten sich ca.
150 bis 200 Menschen versammelt. Auch der weltberühmte Autor Peter Handke, der
seit langem die Varvariner unterstützt, war hier zu uns gestoßen.
Die
Anwesenheit serbischer und internationaler Medien war beträchtlich.
Jan
van de Loo und der Unterzeichner legten ein großes, gemeinsames Blumengebinde
der Anwälte und des PR am Mahnmal nieder. Anne und Mandy Heinzig überbrachten
erneut viele rote Nelken aus ihrer Unterstützeraktion für Varvarin. Auch viele
Blumen von Varvarinern selbst und von verschiedensten Institutionen und
Einrichtungen aus Serbien kamen hinzu.
Nach
dem 12-Uhr-Läuten der nahen Kirche begann die Gedenkfeier mit einer würdigen
Messe der serbisch-orthodoxen Kirche.
Es
folgten Gedenkworte eines Vertreters der regionalen Behörden. Unmittelbar
darauf erhielt ich Gelegenheit, für alle angereisten deutschen Freunde zu
sprechen. Meine vorbereitete Rede hielt ich nicht. Alles, was ich lange vorher
so sorgfältig ausgefeilt hatte, schien mir nicht zu dieser sich an der Brücke
ausbreitenden Atmosphäre zu passen. Ich sprach also frei mit etlichen Bezügen
zur deutschen und zur serbischen Geschichte. Für uns alle versprach ich, dass
wir – auch wenn es noch Jahre dauern möge – nicht von der Seite unserer
Varvariner Freunde weichen werden und mit ihnen bis zur letzten, höchsten
Instanz gehen werden, um wenigsten in diesem einen Fall Gerechtigkeit für die
Opfer zu erstreiten. Die Reaktionen der Zuhörer – Gordana übersetzte mich –
zeigten wohl an, dass diese Rede nicht verfehlt war.
Im
Fortgang der Gedenkfeier traten serbische Schüler mit Gedichten und weitere
Künstler und Persönlichkeiten auf.
Anschließend
wurden wir von Medien interviewt. Vieles wurde dann in den RTS-Hauptnachrichten
vom Tage und in den Zeitungen vom Montag gebracht.
Den
Nachmittag des 30. Mai verbrachten wir auf verschiedenen Friedhöfen in und um
Varvarin, um an den familiären Feiern zur Erinnerung an die Toten nach
serbischem Brauch teilzunehmen und um so nochmals den Opfern der
NATO-Schlächter unsere Ehre zu erweisen. Dieser Besuch der Gräber und unsere
Einbeziehung durch die Familien der Opfer hat mich, den Unterzeichner, dann am
stärksten persönlich berührt. Ich versuche nicht meine Gefühle in Worte zu
fassen. Meine Sprache reicht hier nicht aus.
Die
Rückreise traten wir am 31. Mai nach einem letzten Treffen mit Zoran und Vesna
an. Am 1. Juni waren wir wieder in Berlin. Unsere Anwälte, die flogen, waren
schon am letzten Maitag zurück.
Nun
arbeiten wir wieder „in der gewöhnlichen Weise“, um den Varvarinern zum Erfolg
zu verhelfen und den führenden Verbrecherklicken der „westlichen
Wertegemeinschaft“ möglichst gründlich ihre Suppe zu versalzen.
Eigentlich
wollten wir noch eine Datei mit Fotos unserer Reise anhängen. Da sie aber sehr
viel Speicherplatz benötigt, was bei einigen zu Problemen bei der Übertragung
führen kann, schicken wir die Fotos morgen in einer separaten Mail. Ich weise
darauf hin, dass diese Fotos alle von Gabriele Senft aufgenommen wurden. Zu
einer weiteren Verwendung der Fotos ist Rücksprache mit Gabi (Tel.: 030 - 51
018 64, Mail: LaleSenft@web.de )
erforderlich.
Ich
selbst habe etwa eine Stunde Videomaterial aufgenommen. Ich warte noch, dass
mir Rule von Bismarck sein Video zusendet, um aus beiden noch einen Videoreport
der Reise zu machen, den wir dann auf die web www.nato-tribunal.de / Varvarin stellen
werden.
Herzliche
Grüsse
Harald
Kampffmeyer
PS:
„Junge Welt“ hatte auch am 05.06.
berichtet.
Hier der Link: www.jungewelt.de/2004/06-05/009.php
„Unsere Zeit“ vom 18.6.04 hat einen Artikel der
Nelken-Gruppe Sachsen
veröffentlicht : www.dkp-online.de/zu/3625/s1202.htm